Musikschule Steinheim stellt das Akkordeon ins Rampenlicht
Die Steinheimer AkkordeonTages etzten kürzlich neue Maßstäbe bei der Präsentation von vielseitiger und selten gehörter Akkordeonmusik.
Freitag
Die Akkordeon Tage eröffnete Steinheims Bürgermeister Holger Weise mit einer erfrischenden Begrüßung und brachte seinen Stolz und die Freude über seine belebte und aktive Musikschule zum Ausdruck.
Mit einem bemerkenswerten Auftritt des Akkordeonorchesters Steinheim und Schnaitheim wurde der musikalische Teil des Abends eröffnet. Die zahlreichen Musikerinnen und Musiker begeisterten das Publikum mit beeindruckenden Tuttiklängen bei „La Storia“ von Jacob de Haan, dynamischer Bandbreite bei „Adventure“ von Marcus Götz und einem meisterhaften Dirigat des Orchesterleiters Siniša Ljubojević, der dies auch bei der „Bagatelle“ von Kurt Rixner unter Beweis stellte. Die Kombination aus traditioneller und zeitgenössischer Musik sorgte für eine mitreißende Atmosphäre, die die Besucher sofort in ihren Bann zog. Der bis auf den letzten Platz besetzte Musikschulsaal verabschiedete das Orchester nach einer Zugabe weiterhin mit Standing Ovations in die Pause.
Die zweite Konzerthälfte wurde vom Duo Gajić-Sevarlić gestaltet, das mit virtuosen Instrumentalstellen und großem musikalischen Ausdruck und Gefühl die Besucher begeisterte.
Kürzlich war da noch ein Auftritt des Formats um Dragana Gajić an der Bratsche und Marko Ševarlić am Akkordeon in der Berliner Philharmonie, nun kam Steinheim in den Genuss diesen Juwel auf der Bühne erleben zu dürfen. Größer und spannender hätte der Kontrast zum Orchester der ersten Hälfte nicht sein können. Das Paar bot mit einer Uraufführung und dem exklusiv für das Duo angefertigten Werk „Boško und Admira“, komponiert von Mikolaj Majkusiak“,Musik auf höchstem Niveau und zeigte packendes Zusammenspiel. Das Thema "Romeo und Julia" interessiert sie dabei besonders, nicht nur als Shakespeares Werk oder Prokofjews Musik zu diesem Thema, sondern als ein Leitmotiv tragischer Liebe, übertragen auf aktuelle Geschehnisse. Die musikalische Bearbeitung des Duos thematisiert die Trennung eines Paars im Krieg mit dramatischem Ausgang. Beim Blick in die Welt könnten die beiden Künstler nicht näher am Zeitgeist der aktuellen Geschehnisse sein. Das spürte im letzten musikalisch vertonten und von Marko Sevarlić jeweils anmoderierten Bild auch das Publikum. So endete der Abend mit einer zum Nachdenken bewegenden Botschaft, die eine musikalische Mahnung und Erinnerung an die Liebe und Menschlichkeit sein könnte und betonte dabei auch die Rolle der Musik, die beides auf eine friedliche Weise zu transzendieren vermag.
Nichtsdestotrotz war die Euphorie über den gelungenen Auftakt allgegenwärtig und nach dem Konzert die Freude aller Beteiligten Musiker und die der Konzertbesucher zu vernehmen.
Donnerstag
Noch vor dem beeindruckenden Duo Gajić-Sevarlić Auftritt am Freitag, fand am Donnerstagvormittag unter Leitung von Duo-Gründer Marko Ševarlić, Professor an der Hochschule für Musik im Baskenland (Musikene) in San Sebastián – Spanien, ein Workshop für alle Lehrkräfte der Musikschulen Baden-Württembergs statt. Dieses Angebot ermöglichten es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehr über das Unterrichten im Allgemeinen zu reflektieren und neue Ideen in den Unterrichtsalltag zu implementieren.
Samstag
Der Samstag bot eine Fülle an musikalischen Höhepunkten, mit dem Auftritt des internationalen AXOS-Akkordeonsextetts um viele Stars der Akkordeonszene: Martynas Levickis, Siniša Ljubojević, Đorđe Vasiljević, Wiesław Ochwat, Goran Stevanović und Marko Sevarlić. Weltstar des Akkordeons – Martynas Levickis – hat dieses spannende Projekt mit seiner hochkarätigen Besetzung formiert. Gespielt wurde Musik von Johann Strauss, natürlich durfte da „An der schönen blauen Donau“ und der „Radetzky-Marsch“ nicht fehlen.
Wer Rivalitäten und Allüren einzelner Stars erwartete hatte wurde überrascht: Der Auftritt des Sextetts zeigte pure Leidenschaft und Freude am gemeinsamen Musizieren. Wenn die Musiker auf der Bühne Lächeln und Spaß am Musizieren haben überträgt sich diese Energie auch auf das Publikum.
So wurden die Ausnahmekünstler unter tosendem Applaus und erst nach mehreren Zugaben von der Bühne gelassen.
Sonntag – ein würdiger Abschluss
Der Sonntag krönte das Festival mit der Performance der BigBand Steinheim, die die Menge mit mitreißenden Rhythmen und Grooves verzauberte. Da hörte man zum einen „Marzipan“ – ein trauriger Tango neben einem lebensbejahenden „On the Sunny Side oft he Street“. Eberhard Budziat, Leiter der Steinheimer Big Band, hatte eigens für das Festival komponiert und Arrangements angefertigt, die die Big Band und den Stargast Siniša Ljubojević am Akkordeon in Szene setzten. Siniša Ljubojević sorgte für einen eindrucksvollen Höhepunkt, dessen Spiel und Charisma das Festival würdig abschlossen.
Dafür erhielt der Wahl-Heidenheimer anhaltende Applaus Stürme und durfte nicht ohne Zugabe gehen.
Mit den zwei Solo-Zugaben: „Tico Tico“ – unerhört virtuos, dabei aber immer musikalisch dargeboten und mit einem Tempo, bei dem das Publikum nicht mehr aus dem Staunen geriet und dem schönen Evergreen „Libertango“ von Astor Piazzolla, durfte das zahlreiche Publikum dann glücklich in den Sonntagabend wieder nach Hause.
Musikschulleiter Jan Jäger äußerte sich äußerst zufrieden über die positive Resonanz und die Besucherzahlen. Rund 600 Musikfans strömten an den drei Tagen zu den Konzerten, was den Erfolg des noch jungen Festivals und der Musikschule Steinheim erneut unterstreicht. Die Begeisterung und das Interesse an der Akkordeonmusik wurden deutlich sichtbar, und viele Teilnehmer äußerten den Wunsch, dass das Format auch in Zukunft stattfinden sollte.
Diesen Wunsch erfüllt Jan Jäger sehr gerne und erwähnte bereits die Vorbereitungen für die Steinheimer Posaunen Tage vom 28.-30. März 2025.
Verfasser: Christoph Braun